Stop Finning – Stop the Trade (Abtrennen von Flossen und Handel damit stoppen)
„Stop Finning – Stop the Trade“ ist die achte erfolgreiche Europäische Bürgerinitiative (EBI). Mit dieser Initiative wird die Europäische Kommission aufgefordert, das Verbot des Abtrennens von Haifischflossen zu verschärfen. Ziel der Initiative ist eine Erweiterung der bestehenden Verordnung (EU) 605/2013, mit der das Abtrennen von Haifischflossen verboten wurde, um ein Verbot des Imports und des Exports von sowie des Handels mit abgetrennten Haifischflossen innerhalb der Europäischen Union.
Die Initiative wurde am 2. Januar 2020 registriert und lief langsamer an als andere erfolgreiche EBI. Während der COVID-19-Pandemie war die Kampagne mit großen Herausforderungen konfrontiert, weshalb die Sammelfrist – gemäß Verordnung (EU) 2020/1042, Beschluss C(2020) 9226 und Beschluss C(2021) 1121 – ausnahmsweise um ein Jahr bis zum 31. Januar 2022 verlängert wurde. Trotz dieser Hürden erreichte die Initiative eine beachtliche Zahl an Unterstützungsbekundungen: 1 119 996 überprüfte Unterschriften wurden gesammelt – ein Großteil davon sogar erst in den letzten 20 Tagen der Kampagne! Die Schwellenwerte wurden in 15 Mitgliedstaaten erreicht – ein deutliches Zeichen für die Unterstützung in ganz Europa. Die gesammelten Unterschriften wurden den jeweiligen nationalen Behörden sofort zur Überprüfung vorgelegt.
Nach Abschluss des Überprüfungsverfahrens, das aufgrund der COVID-19-Pandemie ebenfalls verlängert wurde, reichte das Organisationsteam seine Initiative am 11. Januar 2023 bei der Europäischen Kommission ein (Pressemitteilung). Daraufhin veröffentlichte die Kommission am 5. Juli 2023 eine Mitteilung, in der sie ihren Standpunkt darlegte und ankündigte, Maßnahmen in drei Bereichen zu ergreifen: Prüfung der Möglichkeit einer Gesetzgebungsinitiative zur Beendigung des Handels mit abgetrennten Flossen, Einleitung einer Folgenabschätzung und Verbesserung der einschlägigen Statistiken. Gleichzeitig soll die Durchsetzung der EU-Maßnahmen zur Rückverfolgbarkeit verstärkt und mit internationalen Partnern zusammengearbeitet werden (Pressemitteilung).
Was war der Schlüssel zum Erfolg von „Stop Finning – Stop the Trade“?
Vor der Einleitung der Initiative wurden bereits ein starkes Netz von Unterstützern und strategische Partnerschaften mit verschiedenen Organisationen aufgebaut. Während der Kampagne brachte weiteres Networking nachhaltiges Wachstum und Engagement.
Die sozialen Medien waren ein wichtiges Werkzeug, um ein größeres Publikum zu erreichen und neue Zielgruppen anzusprechen, und so die Sichtbarkeit und Wirkung der Initiative zu erhöhen.
Freiwilligenteams in verschiedenen EU-Ländern halfen dabei, lokale Kampagnen zu entwickeln und am Laufen zu halten, womit gleichzeitig auch die Unterstützung an der Basis und ein dauerhaftes Engagement verschiedener Gemeinschaften sichergestellt wurde.
Registrierung der Initiative
2.1.2020
Start der Unterschriftensammlung
31.1.2020
Ende der Unterschriftensammlung
31.1.2022
Einschließlich der Verlängerung aufgrund von COVID-19
Für gültig befunden
11.1.2023
Einschließlich der Verlängerung aufgrund von COVID-19
Antwort der Europäischen Kommission
5.7.2023
Die Strategie von „Stop Finning – Stop the Trade“
Vorbereitung
Genau wie die Organisierenden anderer EBI brannten auch jene von „Stop Finning – Stop the Trade“ für ihr Thema und gingen mit großem Enthusiasmus an die Arbeit. Die Vorbereitung ist für eine EBI die wohl wichtigste Phase. Während der Vorbereitungsphase entwickeln die Organisierenden ihre Kampagnenstrategie und bauen ihr Netzwerk auf. Der Aufbau eines Partner- und Freiwilligennetzwerks war für die Initiative entscheidend. Die Initiative wurde von 105 Organisationen, 14 Wassersportverbänden, 14 Unternehmen und 16 Prominenten/einflussreichen Personen unterstützt. Hauptunterstützer war die NRO Sea Shepherd, die der Initiative bei der Kampagne finanziell, mit Fachwissen und beratend zur Seite stand.
Es war nicht einfach, die Partnernetzwerke während der gesamten Kampagne bei der Stange zu halten. Das gelang dem Organisationsteam über Online-Treffen, mit denen die Partner über die Fortschritte der Initiative auf dem Laufenden gehalten wurden, regelmäßige Newsletter, Inhalte für die Partner zur Nutzung in ihren eigenen Kommunikationskanälen und Ideen für Veranstaltungen zur Bewerbung der Initiative vor Ort.
Auch der Aufbau einer Online-Präsenz war für diese Initiative entscheidend, da Präsenzveranstaltungen zur Sammlung von Unterschriften während der COVID-19-Pandemie nicht möglich waren. Das Organisationsteam richtete eine mehrsprachige Website mit Hintergrundinformationen über die Initiative, ihre Forderungen und Ressourcen wie Factsheets und Kampagnenübersichten ein. Auch in den sozialen Medien zeigte sich die Initiative präsent: Sie hat Kanäle auf Facebook (14 000 Follower), Instagram (35 800 Follower), X (ehemals Twitter) (1 799 Follower) und Youtube (219 Abonnenten).
Mittelbeschaffung und Ressourcen
Insgesamt sammelten die Organisierenden der Initiative „Stop Finning – Stop the Trade“ Finanzmittel und Sachleistungen im Wert von 17 360 EUR.
Finanzierungsquellen (EUR)
Hinweis: Weitere Informationen über „Stop Finning – Stop the Trade (Abtrennen von Flossen und Handel damit stoppen)“ finden Sie auf der Seite der Initiative im EBI-Register. Nur Beiträge von über 500 EUR pro Spender müssen gemeldet werden.
Kampagnenstrategie und Plan für die Sammlung von Unterschriften
Die Organisierenden der Initiative ermittelten zehn Mitgliedstaaten, auf die sie sich konzentrieren wollten, um die Mindestanzahl von Unterschriften zu erreichen: Tschechien, Deutschland, Griechenland, Spanien, Frankreich, Italien, Luxemburg, Ungarn, die Niederlande und Österreich. Die Organisierenden wählten diese Länder aus zwei Gründen aus:
- Sie sind Teil des Haifischflossenmarkts und somit unmittelbar von den Vorschlägen der EBI betroffen und
- die meisten Partnerorganisationen, Freiwilligen und Influencerinnen und Influencer, mit denen die Organisierenden zusammengearbeitet haben, waren in diesen Ländern tätig.
Wegen der Pandemie wurde die ursprüngliche Kampagnenstrategie überarbeitet und der Fokus auf die Online-Präsenz und Online-Unterschriftensammlung verschoben. Dank der Verlängerung des Zeitraums für die Unterschriftensammlung, der Unterstützung durch ihr Partner- und Freiwilligennetzwerk sowie ihre starke Kampagne in den sozialen Medien meisterten die Organisierenden auch diese Herausforderung. Über diese Partner, Freiwilligen und die Social-Media-Kampagnen wurden in den 20 Tagen vor dem offiziellen Ende der Unterschriftensammlung sogar noch einmal mehr als 500 000 Unterschriften gesammelt. Sie machten massiv auf die Kampagne aufmerksam, wobei Influencerinnen und Influencer eine entscheidende Rolle spielten. Jedes vom Organisationsteam und den Freiwilligen erfüllte Etappenziel, wie etwa das Erreichen der erforderlichen Unterschriftenanzahl in einem Mitgliedstaat, gab der Initiative neuen Aufschwung. Auch wichtige Meilensteine in der Erhaltung der Meere waren ein willkommener Anlass, um auf die Initiative aufmerksam zu machen. Trotz der Pandemie konnten einige europaweite Veranstaltungen in Großstädten wie Rom, Athen und Berlin erfolgreich durchgeführt werden.
Das Organisationsteam nutzte das zentrale Online-Sammelsystem. Aufgrund der Pandemie gestaltete sich die Unterschriftensammlung als schwierig und verlor während der Kampagne an Fahrt. Das Organisationsteam nutzte das Partner- und Freiwilligennetzwerk, um die Dynamik aufrechtzuerhalten und mehr Aufmerksamkeit für die Initiative zu erzielen. Durch Influencerinnen und Influencer erreichte die Initiative ein recht großes Publikum in den sozialen Medien. Dies hatte einen enormen Effekt auf die Kampagne und brachte die Initiative auf mehr als 1,1 Millionen Unterschriften. Weitere Informationen finden Sie im Blogbeitrag im EBI-Forum.
Unterschriftensammlung und -überprüfung
Die Unterschriftensammlung von „Stop Finning – Stop the Trade“ endete am 31. Januar 2022. Nach der Verlängerung der Sammelfrist waren im Rahmen der Initiative insgesamt 1 202 121 Unterschriften in 27 EU-Mitgliedstaaten gesammelt worden, von denen 93 % von den zuständigen nationalen Behörden für gültig befunden wurden. Nach dem förmlichen Verfahren erklärten die nationalen Behörden schließlich 1 119 996 Unterschriften für gültig. Die erforderlichen Schwellenwerte wurden in 15 Mitgliedstaaten erreicht.
Anschließend wurde die Initiative am 11. Januar 2023 förmlich bei der Europäischen Kommission eingereicht, womit die sechsmonatige Prüfungsphase begann. Zur Feier der offiziellen Einreichung ihrer Initiative bei der Kommission hielten die Organisierenden eine Veranstaltung auf dem Place du Luxembourg in Brüssel ab. Mehr als 50 Personen aus über zehn EU-Ländern nahmen an der Feier vor dem Europäischen Parlament teil (siehe Post in den sozialen Medien).
Anzahl an Unterstützungsbekundungen pro Mitgliedstaat für Stop Finning – Stop the Trade
Die Mitgliedstaaten, in denen die Schwellenwerte erreicht wurden, sind auf der Karte mit einem Häkchen markiert. Die Initiative „Stop Finning – Stop the Trade“ erreichte die Schwellenwerte in 15 Mitgliedstaaten. Die Liste mit den genauen Unterschriftenzahlen pro Mitgliedstaat finden Sie auf der Seite der Initiative im EBI-Register.
Was hat „Stop Finning – Stop the Trade“ erreicht?
Einreichung und Treffen mit der Kommission
Nachdem die Initiative „Stop Finning – Stop the Trade“ am 11. Januar 2023 offiziell eingereicht worden war (Presseankündigung), traf das Organisationsteam am 6. Februar 2023 den EU-Kommissar für Umwelt, Meere und Fischerei Virginijus Sinkevičius (Fotoberichterstattung).
Öffentliche Anhörung im Europäischen Parlament
Am 27. März 2023 fand eine öffentliche Anhörung zur Initiative „Stop Finning – Stop the Trade“ im Europäischen Parlament statt (Aufzeichnung der öffentlichen Anhörung). Die Organisierenden stellten die Ziele der Initiative vor und debattierten mit den Mitgliedern des Europäischen Parlaments (Ausschnitte der EP-Anhörung). Am 11. Mai 2023 wurde die Initiative „Stop Finning – Stop the Trade“ auf einer Plenartagung des Europäischen Parlaments erörtert (Aufzeichnung).
Antwort der Europäischen Kommission
Am 5. Juli 2023 reagierte die Kommission in einer Mitteilung auf die Initiative. Die Kommission begrüßte die Initiative und stellte fest, dass den EU-Bürgerinnen und -Bürgern ein Verbot des Handels mit Haifischflossen weiterhin ein wichtiges Anliegen ist. In der Mitteilung wurden die einzelnen Vorschläge der Initiative bewertet (Pressemitteilung):
- Prüfung der Möglichkeit einer gesetzgeberischen Maßnahme zur Beendigung des Handels mit abgetrennten Haifischflossen und Einleitung einer Folgenabschätzung zu den ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Folgen der Anwendung des Grundsatzes „unversehrte Flossen am Körper“,
- Verbesserung der Statistiken über den Handel mit Haiprodukten bis Ende 2024,
- konsequentere Durchführung der EU-Maßnahmen zur Rückverfolgbarkeit durch strengere Durchsetzung des EU-Rechts, das für die gesamte Wertschöpfungskette gilt, und
- Verstärkung des internationalen Handelns der EU durch den Einsatz für ein weltweites Verbot des Abtrennens von Haifischflossen und anderen Aktivitäten.
Am 13. Juli 2023 trafen sich die Organisierenden mit Kommissar Sinkevičius, um die Reaktion der Kommission auf die EBI zu diskutieren. Am 6. Oktober 2023 veröffentlichten die Organisierenden von „Stop Finning – Stop the Trade“ eine Mitteilung über die Antwort der Kommission, in der alle Argumente hervorgehoben wurden, die in einer fairen und ausgewogenen Folgenabschätzung berücksichtigt werden müssten (Pressemitteilung von Stop Finning).
Tipps und Hinweise für künftige Organisationsteams
Tipps vom Organisationsteam von „Stop Finning – Stop the Trade“, damit auch Ihre EBI Erfolg hat:
Bauen Sie ein großes Netzwerk von engagierten Partnerorganisationen und Freiwilligen auf, bevor Sie Ihre Kampagne starten. Kommunizieren Sie offen, stellen Sie Werbematerial bereit und sorgen Sie dafür, dass Ihre Partner und Freiwilligen über die Instrumente verfügen, um Ihre Botschaft wirksam zu verbreiten.
Nutzen Sie die sozialen Medien, um mit Prominenten und Influencerinnen und Influencern in Kontakt zu treten, mit deren Hilfe Sie die Reichweite Ihrer Initiative vergrößern können.
Bei Fragen wenden Sie sich an unsere Expertinnen und Experten!
Weitere Informationen
Weitere Informationen zu „Stop Finning – Stop the Trade“ finden Sie auf der Seite der Initiative im EBI-Register.