Zum Hauptinhalt
Forum zur Europäischen Bürgerinitiative

Stärkung der Bürger, Stärkung Europas: Die EBI als Instrument für Resilienz

Aktualisiert am: 14 November 2025

 

Public Affairs Summit in Brussels on 6 November 2025

In einer Zeit, in der globale Unsicherheit und demokratische Ermüdung das Engagement der Bürger bedrohen, erinnert die Europäische Bürgerinitiative stark daran, dass es bei Demokratie in Europa nicht nur um Repräsentation geht, sondern auch um Partizipation. Indem sie den Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit gibt, ihre Anliegen direkt auf die Tagesordnung der EU zu setzen, stärkt die EBI das Vertrauen zwischen den Europäerinnen und Europäern und ihren Institutionen und beweist, dass jede Unterschrift zur Gestaltung der Zukunft der Union beitragen kann.

Diese Botschaft stand im Mittelpunkt eines Workshops, der vom Europäischen Aktionsdienst für Bürgerinnen und Bürger (ECAS) während des Gipfeltreffens für öffentliche Angelegenheiten am 6. November 2025 in Brüssel organisiert wurde. David Knight vom Kabinett der Europäischen Kommission in Šefčovič schloss sich Teilnehmern aus den EU-Institutionen, der Zivilgesellschaft, der Wissenschaft und dem Privatsektor an, um darüber nachzudenken, wie Instrumente der partizipativen Demokratie – von Bürgerforen bis hin zu Online-Konsultationen – die Politikgestaltung inklusiver und widerstandsfähiger machen können.

Ein einzigartiges transnationales Instrument 
für demokratische Teilhabe

David Knight bezeichnete die EBI als „einzigartiges und sich weiterentwickelndes Instrument“, das die Europäer in die Lage versetzt, den europäischen Organen Themen von EU-weiter Bedeutung direkt vorzuschlagen — 

„heute wichtiger denn je“, 

Er betonte, dass demokratische Werte in einer zunehmend volatilen Welt unter Druck geraten.

Fünfzehn Jahre nach ihrer Gründung – und fünf Jahre nach der Überarbeitung ihrer Verordnung – wächst die EBI als Eckpfeiler der partizipativen Demokratie weiter. Es bietet den Bürgerinnen und Bürgern eine konkrete Möglichkeit, die EU-Politik von unten nach oben zu beeinflussen, wodurch die Union besser auf öffentliche Prioritäten reagieren kann.

Fünfzehn Jahre Fortschritt und Reform: greifbare Auswirkungen auf die EU-Politik

Seit seiner Einführung wurden 121 Initiativen registriert. Die Reform der EBI-Verordnung von 2019 und ihr Inkrafttreten im Jahr 2020 brachten erhebliche Verbesserungen: weniger Registrierungsverweigerungen, einfachere Verfahren und neue Instrumente wie das zentrale Online-Sammelsystem, das zweistufige Registrierungsverfahren und das EBI-Forum, das Organisatoren kompetente Rechts- und Kampagnenberatung bietet. Diese Entwicklungen haben den Prozess transparenter, zugänglicher und benutzerfreundlicher gemacht. 

Knight wies auf mehrere EBI hin, die die EU-Politik bereits geprägt haben:

Während einige Organisatoren Herausforderungen mit dem Tempo der Folgemaßnahmen hervorhoben, betonte Knight, dass 

Die Stärke der EBI liegt in ihrer Agendasetzungsmacht. 

Sie dient als frühes Signal für die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger – sie beeinflusst die Debatten in der EU und regt zu legislativen Überlegungen an, auch über die Initiativen hinaus, die die Schwelle von einer Million Unterschriften überschreiten.

So hat beispielsweise Reclaim Your Face dazu beigetragen, die EU-Diskussionen über digitale Rechte zu gestalten, obwohl die Schwelle nicht erreicht wurde, während das Verbot der Konversionstherapie, das noch überprüft wird, bereits die LGBTQ+-Strategie der EU informiert hat.

Über die Antwort der Kommission hinaus: Wie kann die EBI wirksamer gestaltet werden?

Beyond the Commission’s response: how to make the ECI more impactful

Während der Sitzung brachten die Teilnehmer im Rahmen einer interaktiven Slido-Diskussion Ideen dazu ein, wie die Wirkung der EBI über die formelle Reaktion der Kommission hinaus gestärkt werden kann.
Vertreter der Zivilgesellschaft, nichtstaatliche Organisationen und Bürgerschützer forderten mehr öffentliche Informationen und praktische Schulungen, damit die Europäer besser verstehen, wie Initiativen wirksam eingeleitet und unterstützt werden können. Die Teilnehmer betonten auch, dass nationale Koalitionen williger Akteure – darunter Regierungen, Parlamente und die Zivilgesellschaft – zusammenarbeiten müssen, um erfolgreiche Europäische Bürgerinitiativen in konkrete politische oder rechtliche Ergebnisse umzusetzen.

Andere betonten die Bedeutung einer kontinuierlichen Bürgerbeteiligung während des gesamten Prozesses: nicht nur nach der Einreichung der Initiative, sondern auch vor, während und nach ihrer Bewertung, um einen echten Dialog zwischen Bürgern und Institutionen zu gewährleisten. Mehrere Teilnehmer schlugen vor, die EBI mit anderen partizipativen Instrumenten wie Bürgerforen oder Online-Konsultationen zu verknüpfen, um stärkere Synergien zu schaffen und die demokratische Teilhabe auf EU-Ebene insgesamt zu verbessern. 

Mit Blick in die Zukunft: Stärkung des Vertrauens durch Partizipation

David Knight

Knight kündigte an, dass die nächste Überprüfung der EBI-Verordnung im Jahr 2027 stattfinden wird, wobei der Schwerpunkt auf der weiteren Verbesserung der Sichtbarkeit, Effizienz und Wirkung liegen wird. Außerdem sind neue mehrsprachige Kommunikationsanstrengungen und jugendorientierte Bildungsinitiativen geplant, um sicherzustellen, dass mehr Europäer – insbesondere junge Menschen – die Europäische Bürgerinitiative als demokratisches Instrument verstehen und nutzen.

Er kommt zu dem Schluss, dass die Europäische Bürgerinitiative zwar nicht ohne Herausforderungen ist, aber für die Zukunft der europäischen Demokratie nach wie vor von wesentlicher Bedeutung ist. Die Stärkung der Bürger ist nicht nur ein demokratischer Imperativ, sondern auch eine strategische Notwendigkeit für eine widerstandsfähige europäische Zukunft.

 

 

 

 

 

Über den Autor:

Marta Azevedo Silva

Marta Azevedo Silva ist Kommunikationsexpertin und Kommunikationsmanagerin beim Europäischen Bürgeraktionsdienst (ECAS). Sie leitet die Entwicklung und Durchführung strategischer Kommunikations- und Stakeholder-Engagement-Initiativen, überwacht die digitale Präsenz des ECAS und treibt die Kommunikations-, Verbreitungs- und Nutzungsbemühungen für EU-finanzierte Projekte voran.

Sie verfügt über Erfahrung in den Bereichen Öffentlichkeitsarbeit, Interessenvertretung, internationales Eventmanagement, Partnerschaftsaufbau und Medienbeziehungen und war zuvor in Kommunikations- und Pressepositionen in Belgien, Malta und Portugal tätig.

Kommentieren

Um Kommentare hinzuzufügen, müssen Sie sich authentifizieren oder registrieren.