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Forum zur Europäischen Bürgerinitiative

#European Bürgerinitiative in der Praxis: Austausch von Wissen darüber, was in Polen funktioniert

Aktualisiert am: 17/12/2019

Die Europäische Bürgerinitiative machte im Rahmen ihrer dreijährigen Roadshow in ganz Europa, die in Bulgarien begann und 2018 nach Litauen reiste, einen Pitstop in Warschau. Nach Polen reiste 2018 nach der Tschechischen Republik, Frankreich, Portugal und Österreich. Diesmal traf sich das Team der Europäischen Bürgerinitiative mit lokalen zivilgesellschaftlichen Akteuren, die sich aktiv an der Bürgerbeteiligung und der partizipativen Demokratie beteiligen.

Zum Internationalen Tag der Demokratie hat die Europäische Kommission am 17. September polnische Organisationen der Zivilgesellschaft eingeladen, an einem halbtägigen Workshop zum Wissensaustausch teilzunehmen und die Initiative zu ergreifen! Auf der Veranstaltung wurde das Publikum im Rahmen einer Podiumsdiskussion über die Frage, wie eine europaweite partizipative Demokratie verwirklicht werden kann, eingeladen, gefolgt von praktischen Breakout-Sitzungen, in denen die Teilnehmer praktische Kenntnisse und Erfahrungen austauschen und von anderen über die Europäische Bürgerinitiative lernen konnten. Das Team der Europäischen Bürgerinitiative hat auch eine interaktive Kabine eingerichtet, die Bürgerinnen und Bürger in ganz Europa zusammenbringt, indem sie Ideen verbreitet, die im Rahmen der Sensibilisierungsveranstaltungen für die Roadshow entwickelt wurden.

Direkte Demokratie: Überwindung der Unmöglichkeit

Die direkte Demokratie wurde aufgrund der Komplexität der vorgeschlagenen Mechanismen und der schieren Anzahl von uns immer als besonders schwierig angesehen, wenn es darum geht, sich zu etablieren und erfolgreich zu machen. Die Podiumsdiskussionsteilnehmer hoben jedoch hervor, dass neue Instrumente eingeführt würden, was bisher unmöglich zu sein schien. Zu diesen Instrumenten gehört die Europäische Bürgerinitiative, die allen EU-Bürgern die Möglichkeit bietet, sich an der Legislativtätigkeit der Europäischen Union zu beteiligen.

Solche Instrumente sind für alle demokratischen Gesellschaften notwendig und wichtig, insbesondere, wie Roland Zarzycki, Vizerektor für akademische Angelegenheiten bei Collegium Civitas, für relativ jüngere Demokratien wie Polen hervorhebt, die nach wie vor auf dem Weg sind, bewährte Verfahren im Bereich der Demokratie einzuführen. Es ist ein gängiges Muster, dass die Minderheit bei legislativen Maßnahmen der Mehrheit folgen muss, die die Öffentlichkeit häufig davon abhält, den zusätzlichen Schritt zu unternehmen, um sich aktiver einzubringen. Dies wirft viele Fragen auf, wie z. B.: wirken sich die Instrumente der partizipativen Demokratie tatsächlich auf die Realität um uns herum aus?

Der Europäischen Kommission sind diese Fragen bekannt, und es gibt verschiedene Instrumente, um mehr Europäer für die Demokratie auf EU-Ebene zu gewinnen. Die Vertreterin der Europäischen Kommission, Olga Kurpisz, bot dem Publikum eine kurze Präsentation der Europäischen Bürgerinitiative an und wies darauf hin, dass sie unter eine der zehn Prioritäten der Juncker-Kommission zur Förderung des Bürgerdialogs falle. Sie hebt einige bewährte Verfahren aus früheren erfolgreichen Initiativen hervor und erläutert das anzuwendende Verfahren, indem sie sehr praktische Einblicke und Ratschläge bietet.

 

Neue Bedrohungen für die Demokratie stellen das Engagement der Bürgerinnen und Bürger in Frage

Obwohl der Dialog über die partizipative Demokratie floriert und wichtige neue Instrumente wie die Europäische Bürgerinitiative eingeführt werden, nehmen neue Bedrohungen zu und stellen neue Herausforderungen dar. Die Podiumsteilnehmer waren sehr engagiert für diese Herausforderungen. Sie sprechen über die Rolle der sozialen Medien und darüber, wie sie den Bürgerdialog massiv beeinflusst haben. Als Beispiel wurde angeführt, dass Fake News begründete Diskussionen erschwert haben. Es ist wichtig, dass „das Netzwerk wiedererlangt wird, um den Griff wieder auf die Narration zu bringen“, erklärte Rafał Dymek, Direktor der Schuman-Stiftung.

Darek Kraszewki von der Stiftung Stefana Batorego spricht kurz über die Besonderheiten in Polen und allgemein darüber, wie wichtig es ist, die Menschen zu treffen und mit ihnen zusammenzuarbeiten, um eine echte partizipative Demokratie zu erreichen.

Insbesondere Marcin Wojtalik, Mitbegründer und Vorstandsmitglied des Instituts für globale Verantwortung, gab Empfehlungen ab, um den Erfolg der Europäischen Bürgerinitiative zu maximieren, d. h. die Notwendigkeit, allen Bürgern eine Stimme zu geben, alle Meinungen und Kritikpunkte zu berücksichtigen, um wirkliche Fortschritte zu erzielen.

Zusammenkommen und Ideen austauschen

Im zweiten Teil des Workshops nahm das Publikum aktiv teil. Sie bot ihnen die Möglichkeit, praktische Informationen auszutauschen und gemeinsam ein besseres Verständnis der Europäischen Bürgerinitiative zu gewinnen. Das Publikum wurde gebeten, sich an konkreten Beispielen zu orientieren und sich selbst am Verfahren der Europäischen Bürgerinitiative zu beteiligen. Sie wurden von den Podiumsteilnehmern geleitet, um die am besten geeigneten Lösungen für drei Hauptfragen zu finden: wie können Bürgerinitiativen gefördert werden? Wie können die Partner ausgewählt werden, die die Initiativen und Kampagnen unterstützen? Wie können Mittel beschafft werden?

Die Breakout-Sitzungen boten ein besonderes Umfeld, in dem Akteure aus sehr unterschiedlichen Sektoren zusammenkamen. Sie konnten ihr Wissen und ihre Ideen austauschen und ihre Zweifel und Herausforderungen gegenüber Sachverständigen zum Ausdruck bringen, die sie am besten beraten und unterstützen konnten.

  • Wie kann Ihre Bürgerinitiative gefördert werden? (Moderation von Olga Kurpisz)

Die Diskussionsteilnehmer betonten, dass eine Initiative, die beispielsweise für Polen interessant ist, nicht unbedingt für Einwohner anderer Länder interessant sein wird. Deshalb ist es wichtig, ein „universelles“ Thema zu wählen und die geeignete Zielgruppe zu erreichen.

Wie in der anderen Gruppe wurde die finanzielle Frage als eine der Herausforderungen hervorgehoben, ebenso wie die Notwendigkeit einer angemessenen Koordinierung und Selbstorganisation. Es wurde auch darauf geachtet, dass ein geeignetes Netzwerk von Kontakten und Kohärenz der Kampagne in Bezug auf die Kommunikation aufgebaut werden muss, das an die Realitäten angepasst ist und auf die sich vollziehenden Veränderungen eingeht. Außerdem wurden die Ergebnisse der Kampagne überwacht, Schlussfolgerungen gezogen und Lehren aus den Fehlern früherer Initiativen gezogen.

Die Teilnehmer des Gesprächs wiesen darauf hin, dass es in der Phase der Planung der Kampagne notwendig sei, die Ressourcen und Möglichkeiten ihrer Nutzung angemessen zu bewerten. Die Teilnehmer des Workshops erklärten auch, dass das Ziel der Kampagne möglicherweise nicht immer darin besteht, EU-Rechtsvorschriften zu erreichen, sondern dass es auch eine Werbung sein könnte, die dazu beitragen wird, das Ziel anderer Folgekampagnen zu erreichen.

  • Wie können Mittel für Ihre Kampagne beschafft werden? (Moderation von Marcin Wojtalik)

Die Teilnehmer des Workshops berechneten, dass sie, um eine erfolgreiche Kampagne für eine Initiative durchzuführen, 3 Mio. PLN (700 000 EUR) einziehen müssen, die sie für die Durchführung der Kampagne und Initiative verwenden werden. Die eingenommenen Mittel sind u. a. für die Vorbereitung von Materialien, die Werbung und Werbung, die Zusammenarbeit mit den Koordinatoren und die anschließende Analyse der Kampagne, die Bewertung der Ergebnisse der Kampagne und die begangenen Fehler zu verwenden.

Im Zusammenhang mit den nationalen Koordinatoren wird darauf hingewiesen, dass es so viele Länder wie die an der Kampagne beteiligten Länder geben sollte, nämlich mindestens sieben Länder in jedem beteiligten Land. Hier können einige Einsparungen erzielt werden, d. h. die Zusammenarbeit mit Organisationen, die den Koordinator kostenlos „bestellen“ könnten, wodurch der benötigte Betrag um etwa 1,2 Mio. PLN gesenkt werden könnte. Wie in den beiden vorangegangenen Gruppen wurde betont, dass das Geld vor dem eigentlichen Start der Kampagne eingezogen werden sollte.

Die von den Teilnehmern hervorgehobene Herausforderung war die geringe Kultur der Mittelbeschaffung und der Philanthropie in Polen, was sich in Schwierigkeiten bei der Einziehung der Mittel niederschlägt. Es wurde auch darauf hingewiesen, dass die Herausforderung darin bestehe, den an der Kampagne Beteiligten das Versprechen zu geben, dass ihre Stimme gehört werde und ihre Hoffnungen nicht enttäuscht würden.

Zu den zu ergreifenden Maßnahmen zählte die Einrichtung eines EBI-Fonds durch die EU. Die Teilnehmer des Gesprächs erklärten ferner, dass der Mitgliedstaat ab dem Zeitpunkt der Erreichung eines bestimmten Maßes an Bürgerbeteiligung (z. B. 500 000 Unterschriften) auch verpflichtet sein sollte, die Initiative finanziell zu unterstützen.

  • Wie können Sie nach Partnern suchen, um Ihre Initiative und Ihre Kampagne zu unterstützen? (Moderator: Dr. Roland Zarzycki)

Die Teilnehmer dieser Gruppe waren sich darin einig, dass das Ziel jeder Kampagne die Förderung, Budgetierung und anschließende Durchführung ist. Die Herausforderung bestand darin, die Beteiligung von Koordinatoren oder Meinungsführern zu bezahlen.

Die Teilnehmer erklärten, dass jeder Initiative unter anderem eine Überprüfung bereits verfügbarer Veröffentlichungen vorausgehen sollte, um zu ermitteln, welche Personen, Organisationen und Medien an einem bestimmten Thema interessiert sind. Sie wiesen auch auf die Analyse potenzieller Partner und die Bedeutung der Vernetzung sowohl im In- als auch im Ausland hin. In dieser Diskussion kam es zu einem interessanten Argument, dass ein und dieselbe Initiative durch zwei völlig unterschiedliche und gegensätzliche Umgebungen (z. B. links und rechts) gestützt werden kann.

In Bezug auf die Förderung waren sich die Teilnehmer ähnlich wie in anderen Gruppen einig, dass eine gute Lösung darin besteht, eine Zusammenarbeit mit einem Prominenten-/Stellungnahmeleiter zu erreichen bzw. aufzubauen, der das Gesicht der Kampagne sein wird und geeignete Kontakte haben wird. Es wurde jedoch darauf hingewiesen, dass der Erwerb einer solchen Person angesichts der Geschichte/des Bildes der persönlichen Überzeugungen, der früheren Aktivitäten, des Zusammenhangs zwischen ihnen usw. auch ein wenig gefährlich sein kann.

Die durchzuführenden Maßnahmen umfassten die Erstellung eines Katalogs potenzieller Partner, der eine Erfolgsgeschichte bereits durchgeführter und durchgeführter Initiativen aufzeigt. Es wurde auch auf die Möglichkeit geachtet, die nationalen Vertretungen der EU zu nutzen und die lokalen Gebietskörperschaften direkt über die geplante Initiative zu informieren, was dazu beitragen könnte, Kontakte herzustellen und die Initiative zu fördern.

Insgesamt war der zweite Teil des Workshops äußerst interaktiv und zeigte, wie engagierte Bürger erreicht werden können. Sie war ein positives Bild davon, was mit der Europäischen Bürgerinitiative erreicht werden könnte.

Autoren

Melissa Capiot

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Haftungsausschluss: Die im EBI-Forum vorgebrachten Meinungen spiegeln lediglich die Auffassungen ihrer Verfasser/innen wider und repräsentieren in keiner Weise den offiziellen Standpunkt der Europäischen Kommission oder der Europäischen Union.
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