November 2018, 13.30–17.30 Uhr Workshop @ Vertretung der Europäischen Kommission in Lissabon (Portugal)
Die Europäische Bürgerinitiative besuchte Portugal im Rahmen der dreijährigen Roadshow zur Europäischen Bürgerinitiative, die Anfang dieses Jahres in Bulgarien gestartet wurde. Seitdem hat die Roadshow bereits Litauen, Polen, die Tschechische Republik und Frankreich besucht und wird ihre Abschlussveranstaltung des Jahres in Österreich ausrichten.
Das Team der Europäischen Bürgerinitiative wurde in der Vertretung der Europäischen Kommission in Lissabon zu einem halbtägigen Workshop zum Wissensaustausch über die Europäische Bürgerinitiative und die Frage, wie eine gesamteuropäische Demokratie verwirklicht werden kann, begrüßt. Der Workshop bot den zivilgesellschaftlichen Akteuren der portugiesischen Gesellschaft Gelegenheit, sich zu treffen, Ideen zu erörtern und Erfahrungen über die partizipative Demokratie und die Europäische Bürgerinitiative auszutauschen.
Der Workshop gliedert sich in drei Teile: ein Quiz zur Europäischen Bürgerinitiative, der es den Teilnehmern ermöglichte, ihr Wissen über das Instrument zu testen und mehr darüber zu erfahren, indem Charlotte Rive, Referentin des Teams für die Europäische Bürgerinitiative bei der Europäischen Kommission, vorgestellt wurde, fand eine Podiumsdiskussion statt, bei der die Teilnehmer den Experten viele Fragen stellten und schließlich drei Breakout-Sitzungen durchführten.
Schaffung einer Welle des Engagements durch die Europäische Bürgerinitiative
An dem Workshop nahmen drei Experten aus dem Bereich partizipative Demokratie und Bürgerbeteiligung teil. Sie berichteten über ihre Erfahrungen mit der Arbeit in diesen Bereichen sowie über die Herausforderungen, mit denen sie derzeit konfrontiert sind. Der Workshop wurde von Regina Quelhas, Direktorin des Europäischen Informationszentrums Jacques Delors (Eurocid), begeistert moderiert, die dabei half, die Podiumsdiskussion zu gestalten und den Teilnehmern einen Informationsworkshop anzubieten.
Charlotte Rive begann den Workshop mit einer Reihe von Fragen zur Europäischen Bürgerinitiative. Das Publikum antwortete über Slido und beteiligte sich sehr an der Fragerunde, die nach dem Quiz stattfand. Charlotte Rive spricht über die Verbesserungen, die die EU für die Europäische Bürgerinitiative vorschlägt, um sie nutzerfreundlicher zu gestalten und die Registrierung von Initiativen zu fördern.
Nach dem Quiz begrüßt Regina Quelhas die anderen Podiumsteilnehmer, um die Diskussion darüber zu beginnen, wie die gesamteuropäische Demokratie verwirklicht werden kann.
Die erste Teilnehmerin der Podiumsdiskussion war Joana Dias, Leiterin der Academia Cidada. Joana Dias verglich die Europäische Bürgerinitiative mit einer Welle, die Brüssel positiv unterstützt. Sie erwähnt ihre Erfahrung mit dem Instrument und erklärt, dass ihre Organisation bereits Partner der Initiativen Right2Water und TTIP gewesen sei.
Joana Dias zeigt, wie lokale Organisationen dazu beitragen können, die Botschaft auf lokaler und nationaler Ebene zu verbreiten und Initiativen auf ihrem Weg zum Erfolg einen Impuls zu geben. Sie betont die Bedeutung bestimmter Instrumente wie der Macht der sozialen Medien und der Technologie im Allgemeinen. Heutzutage gibt es keine bessere Möglichkeit, eine Botschaft in so großem Maßstab zu verbreiten. Joana Dias verfolgte ihre Rede mit dem Hinweis, dass Initiativen zwar nicht immer ihre Ziele erreichen, sie aber immer noch auf ein Thema aufmerksam machen, mit dem sich die europäischen Bürger befassen. Abschließend sagte sie: „Wenn Sie eine Idee haben, dann bitten Sie um Hilfe und machen Sie sie.“ Die Bürger dürfen sich nicht auf andere verlassen, um ihre Ziele zu erreichen.
Schießt die Idee auf, dass die Teilnahme an etwas keinen Unterschied macht
Paula Mendes, Präsidentin von Associação Mais Cidadania und zweite Podiumsdiskussionsteilnehmerin, konzentrierte sich in ihrer Rede auf die Jugend in Portugal. Sie erklärt, dass heute 57 % der jungen Portugiesen kein Interesse an der Politik haben und sich nicht an der Demokratie beteiligen wollen, weil sie nicht glauben, dass sie etwas ändern können.
Paula Mendes betont, wie wichtig eine bessere Kommunikation und Berücksichtigung der Gedanken und Ideen der Jugend in Portugal und in ganz Europa sei.
Sie spricht sich für die Europäische Bürgerinitiative aus, da sie ein Instrument sei, das den Dialog über wichtige Themen für die Gesellschaft bewirke und positive und erfolgreiche Auswirkungen auf die Bürgerinnen und Bürger haben könne. Sie dürfen sich nicht aus Angst vor Versagen abwenden. Das Ergebnis ist hier nicht das wichtigste, sondern es geht darum, eine Idee auf den Weg zu bringen.
Gemeinsam arbeiten, um inklusiver zu sein
Isabel Rebelo, Mitglied von Animar, Genossenschaften von Setubal und letzte Podiumsdiskussionsmitgliedin lobte die Idee der Europäischen Bürgerinitiative und betont, dass sie ein wirksames Instrument sei, um die Bürgerinnen und Bürger zusammenzubringen und ihnen dabei zu helfen, sich nicht allein und mächtig zu fühlen.
Sie erklärt jedoch auch, dass es in unseren Gesellschaften heute schwierig sei, Engagement zu schaffen, wenn nicht viele Bürger sich der zur Verfügung stehenden Instrumente bewusst seien oder einfach nicht an ihrer sozialen Verantwortung interessiert seien.
Dennoch legte Isabel Rebelo Indikatoren vor, wie man sich engagieren kann, d. h. auf Akteure, die einen echten Einfluss haben, meist auf lokaler Ebene, und die dazu beitragen werden, eine starke Botschaft zu verbreiten. Sie weist darauf hin, dass die Europäische Bürgerinitiative Interesse an neuen Menschen wecken könne, die nicht unbedingt bis heute engagiert seien, und eine neue Dimension des sozialen Engagements schaffen könne.
Austausch von Ideen und Erfahrungen
Im Anschluss an die Podiumsdiskussion nahmen die Teilnehmer an Breakout-Sitzungen teil. Sie unterteilten sich in drei Gruppen, um verschiedene Themen zu erörtern und auszutauschen, darunter die Mittelbeschaffung, die Förderung einer Initiative und die Suche nach Partnern.
Wie können Mittel für Ihre Kampagne beschafft werden? (Moderator: Isabel Rebelo)
Die Gruppe hat innovative Lösungen gefunden, um Mittel für eine Kampagne zu beschaffen. Eine Idee bestand darin, die Technologie als Mittel zur besseren Koordinierung der Menschen und insbesondere der Investoren zu nutzen. Die Organisation von Online-Sitzungen und -Tools kann dazu beitragen, den Kontakt zu den Menschen zu erleichtern und sie zu überzeugen, in die Kampagne zu investieren. Die Erleichterung der Dinge für andere ist ein Schlüsselelement jeder erfolgreichen Kampagne.
Die Gruppe erwähnte auch die Suche nach privaten und öffentlichen Mitteln. Es ist ein besserer Ansatz, um ein breites Publikum potenzieller Investoren anzusprechen, um die Finanzierungsmöglichkeiten zu verbessern. Sie erörterten auch die Möglichkeit der Organisation von Unternehmensphilanthropie.
Die Teilnehmer schlugen dann vor, dass die Organisatoren in Informationen investieren sollten. Wenn die Botschaft für andere klar ist, dann ist es wahrscheinlicher, dass sie angezogen und überzeugt werden. Außerdem empfahl die Gruppe, der Initiative einen „Wow“-Faktor zu geben, um wirklich auf die Aufmerksamkeit aufmerksam zu machen und Investoren anzuziehen.
Schließlich betont die Gruppe, wie wichtig es ist, eine Strategie zu verfolgen, mit der der Aspekt der Mittelbeschaffung im Rahmen der Kampagne vorangetrieben wird. Es ist von entscheidender Bedeutung, zu verstehen, wo die Initiative läuft und welche Ziele sie erreichen will.
Wie können Sie nach Partnern suchen, um Ihre Initiative und Ihre Kampagne zu unterstützen? (Moderator: Joana Dias)
Die Gruppe stellte zunächst fest, dass es an erster Stelle wichtig sei, die lokale Unterstützung der Partner einzuholen, bevor sie auf die EU-Ebene übergehe. Es wurde vorgeschlagen, eine lokale öffentliche Konsultation durchzuführen, um festzustellen, ob ein Interesse besteht, bevor Fortschritte erzielt werden.
Als nächster Schritt wurde vorgeschlagen, einen Influencer/Multiplikator für alle sieben Zielländer zu ermitteln. Anschließend erwähnte der Moderator die Partner der Organisatorennetzwerke, die die Botschaft der Initiative vervielfachen können. Bei diesen Partnern kann es sich um Wohltätigkeitsorganisationen, Freiwillige, Fachleute, aktive Bürger usw. handeln.
Die Gruppe legte zwei Ideen vor, um Partner anzuziehen:
- Es geht um soziale Verantwortung, bei der der Schlüssel darin besteht, den Menschen zu vermitteln, dass sie eine Rolle beim Wandel der Gesellschaft spielen, und dass es ihre Verantwortung ist, tätig zu werden, wenn sie an ein Thema glauben;
- Ermittlung eines Anreizes; geben Sie den Partnern einen Grund, warum sie eine Initiative unterstützen sollten. Was können sie dabei unterstützen, sie davon zu überzeugen, sich einzubringen und die Botschaft zu verbreiten.
Wie kann Ihre Bürgerinitiative gefördert werden? (Moderator: Paula Mendes)
Die Teilnehmer wiesen zunächst darauf hin, dass es für die Einleitung einer erfolgreichen Initiative sehr wichtig sei, ein einschlägiges Thema zu wählen, das nicht nur auf lokaler, sondern auch auf EU-Ebene Interesse wecken könne. Die Suche nach dem richtigen Thema wird die Aufmerksamkeit mehr Bürgerinnen und Bürger wecken und dazu beitragen, es über europäische Grenzen hinweg bekannt zu machen.
Sie führten die Diskussion fort und wiesen darauf hin, dass die Erfassung relevanter Multiplikatoren zur Förderung der eigenen Initiative beitragen würde. Es ist nicht möglich, sich auf die Organisatorennetzwerke zu stützen, um die Initiative zu fördern; es müssen Multiplikatoren gefunden werden, um die Reichweite zu erhöhen.
Neben der Erfassung relevanter Multiplikatoren schlug die Gruppe vor, die sozialen Medien als Instrument zur Förderung einer Initiative zu nutzen. Dies folgt der Idee, die potenzielle Reichweite über verschiedene Kanäle zu erhöhen.
Ein weiteres zentrales Element, das unter den Teilnehmern der Gruppe erörtert wurde, war die Bedeutung der Sensibilisierung; dies wird zur Förderung der Initiative beitragen. Sie wiesen jedoch darauf hin, dass es notwendig sei, auch mit Menschen zu sprechen, die nicht an der Initiative beteiligt seien. Sie kann dazu beitragen, die Botschaft zu erweitern und den Gegnern der Idee die richtigen Argumente zu liefern, um sie von dem Gut zu überzeugen, das die Initiative mit sich bringen kann.
Der letzte Punkt, den die Gruppe zur Förderung einer Initiative entwickelt hat, besteht darin, Influencer und Sprecher zu ermitteln, die für jede Bevölkerungsgruppe identifiziert werden können. Tatsächlich erläuterte die Gruppe, dass Teenager nicht auf dieselben Personen reagieren wie Berufstätige oder Rentner. Daher ist es eine Idee, mehrere Influencer zu finden, die mit allen Zielgruppen sprechen.
- Kategorien
Die im EBI-Forum vorgebrachten Meinungen spiegeln lediglich die Auffassungen ihrer Verfasser/innen wider und repräsentieren in keiner Weise den offiziellen Standpunkt der Europäischen Kommission oder der Europäischen Union.

Kommentieren
Kommentare